Wenn Strategien zu Taten werden, entsteht Dynamik – und genau das spürt man seit dem Start der Hightech Agenda Deutschland. Doch echte Innovationskraft entsteht nicht durch Programme allein, sondern durch Menschen, Orte und Zusammenarbeit. Auf meiner Reise durchs Silicon Saxony und im Austausch mit vielen Akteuren habe ich erlebt, was funktionierende Hightech-Ökosysteme ausmacht. Aus diesen Eindrücken ist eine persönliche Blaupause mit 16 Bausteinen entstanden.
Am 29. Oktober 2025 startete offiziell dieHightech Agenda Deutschland (HTAD)mit einer großen Veranstaltung in Berlin. Die HTAD bündelt den Anspruch, Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit durch sechs Schlüsseltechnologien zu stärken: Künstliche Intelligenz, Quantentechnologien, Mikroelektronik, Biotechnologie, Fusion & klimaneutrale Energieerzeugung sowie Technologien für klimaneutrale Mobilität. Der Kick‑off markiert den Übergang von Strategie zu Umsetzung – ein idealer Moment, um über die Voraussetzungen leistungsfähiger High‑Tech‑Ökosysteme zu sprechen.
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Die Bundesregierung flankiert die Agenda mit verschiedenen Hebeln sowie dedizierten Fokus-Strategien wie z.B. zur Mikroelektronik und einem spürbaren Fokus auf Bürokratieabbau und Verfahrensbeschleunigung.
Ziel: Forschung, Fachkräfte und Fertigung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenbringen – schneller, verlässlicher, planbarer. Für Regionen heißt das: Wer die richtigen Bausteine parat hat, kann jetzt Tempo machen.
Warum Ökosystem – und nicht „nur“ Projekte?
Innovationspolitik wirkt dann, wenn Wissenschaft, Start‑ups, Mittelstand und Großindustrie auf engem Raum und mit klaren Zuständigkeiten zusammenspielen. Ein Ökosystem ist deshalb mehr als die Summe seiner Projekte: Es ist Infrastruktur + Talente + Kapital + Netzwerke + Governance – und ein gemeinsames Narrativ, das Sichtbarkeit schafft. Im Rahmen einer Reise ins Silicon Saxony, unmittelbar nach meinem Start als neuer Geschäftsführer Mitte 2025 bei IVAM – einem der größten, internationalen Mikrotechnologie-Netzwerke, konnte ich ein spannendes und lebendiges Ökosystem direkt vor Ort besichtigen und mit vielen der Akteure persönlich sprechen. Auch direkt bei IVAM vor Ort, in Dortmund, sowie dem gesamten Ruhrgebiet gibt es viele Beispiele für florierende Ökosysteme.
Aus den verschiedenen Gesprächen habe ich eine „Blaupause“ mit den aus meiner Sicht 16 wichtigsten Zutaten erstellt.
1) Strategischer Fokus (Schwerpunkte & Use‑Cases)
Rolle: Richtet das Ökosystem auf klar benannte Technologiefelder und konkrete Anwendungsfälle aus –und fungiert so thematischer Schwerpunkt für alle Akteure.
Aufgabe: Klar definierte Schwerpunkte sowie priorisierte Use-Cases helfen allen Akteuren die Roadmap und Ressourcen daran auszurichten.
Relevanz: Fokus bündelt Mittel, erhöht Entscheidungsgeschwindigkeit, schafft messbare Erfolge und eine prägnante Standortpositionierung.
Beispiel: In Sachsen beschleunigt der Fokus auf Mikroelektronik/Power‑Semiconductors sowie den Use-Cases Automotive-Leistungselektronik, Industrie-Elektronik und Packaging den Dealflow entlang einer klaren Wertschöpfung.
2) Zentrale Koordinierungsstelle (Ecosystem-PMO)
Rolle: Orchestriert das Zusammenspiel von Verwaltung, Hochschulen, Industrie, Start-ups und Kapital: „Eine Stelle, ein Takt, eine Roadmap“.
Aufgabe: Koordinierung der verschiedenen Akteure,gemeinsame Ziele/KPIs pflegen, Issue-List & Bottleneck-Management treiben, Förderfenster kuratieren, Permit-/Visa-Pfad koordinieren, Transparenz via öffentliches Dashboard schaffen; regelmäßige Jour-fixes und Lagebilder.
Relevanz: Verhindert Doppelarbeit, erhöht Verbindlichkeit sowie Geschwindigkeit – und macht das Ökosystem nach außen ansprechbar.
Beispiel:Imec in Belgien fungiert als neutrale Orchestrierungseinheit zwischen Industrie, Start-ups, Universitäten und Verwaltung/Kommunen.
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3) Exzellente Hochschulen, anwendungsnahe Forschung & eine komplette Talent-Pipeline
Rolle: Quelle für Talente, Ausgründungen und Technologie‑Transfer sowie breiter Fachkräfte‑Zufluss von Berufsschule bis PhD.
Aufgabe: Forschungsagenda mit regionalen Leitmärkten verzahnen; IP‑Regeln ausgründungsfreundlich gestalten; gemeinsame Professuren/Industrie‑Labore; Ausbildungs- und Qualifizierungsmodule.
Relevanz: Ohne belastbaren Talent‑ und Erkenntnisstrom versiegen Start‑ups und Innovationsprojekte.
Beispiel: TU Dresden als Exzellenzuniversität; Exzellenzcluster wie z.B. TU Dortmund und Ruhr-Universität Bochum, dazu Fraunhofer‑Institute vor Ort (z.B. IPMS, ENAS, IML u. a.) oder auch Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit (HGI) in Bochum - dem größten Ausbildungsort für IT-Sicherheit in Europa.
Relevanz: Öffentliche Nachfrage kann ganze Marktnischen aktivieren.
Beispiel: KOINNO bündelt Praxis‑Guides und Beratung.
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15) Europa‑Kompatibilität & Förderarchitektur
Rolle: EU‑Programme (Chips Act, IPCEIs, Eurocluster) und nationale Strategien zusammendenken.
Relevanz: Talente entscheiden mit den Füßen – People Experience ist Standortpolitik.
Beispiel:Willkommenstour für neue Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft der Wirtschaftsförderung Dortmund.
Meine Willkommenstour in Dortmund mit der Wirtschaftsförderung Dortmund.
Die Hightech Agenda Deutschland liefert den politischen Rückenwind – Ökosysteme liefern die Umsetzung. Wer Universitäten, Ankerindustrie, One‑Stop‑Förderlogik, Flächen, Hubs/Testbeds, Kapital und Governance koordiniert und sichtbar macht, beschleunigt Innovations‑ und Investitionszyklen spürbar.
Die verschiedenen Beispiele – von Großinvestitionen über Hubs bis zu Ausbildung – zeigen, wie sich genau diese Zutaten komplementär verstärken. Die Hightech Agenda Deutschland setzt den Rahmen – den Unterschied machen Regionen, die Ökosysteme systematisch bauen.